Pflegezusatzversicherung – Selbstständige
Optimale Vorsorge für den Pflegefall für Selbstständige
Das Wichtigste in Kürze
Selbstständige und Freiberufler unterliegen in Deutschland der Pflicht zur Kranken- und Pflegeversicherung. Sie sichern sich dadurch gegenüber den finanziellen Risiken ab, die eine Pflegebedürftigkeit für sie mitbringen würde. Diese Leistungen aus der gesetzlichen oder privaten Pflegeversicherung reichen aber oft nicht aus, um die Pflegekosten vollständig zu decken. Eine Pflegezusatzversicherung wird daher für Selbstständige und Freiberufler empfohlen.
- Eine Pflegeversicherung ist für dich als Selbstständiger verpflichtend, aber meistens nicht ausreichend.
- Eine Pflegezusatzversicherung kann eine sinnvolle Ergänzung darstellen, um eine Finanzlücke im Pflegefall zu schließen.
- In der Selbstständigkeit genießt du besondere Freiheiten bei der Wahl deiner Pflegeversicherung und Pflegezusatzversicherung.
Die Pflegezusatzversicherung im Portrait
Das ABC der Pflegeversicherung
Beim Thema Pflegeversicherung kommt es immer wieder zu Verwirrung. Prinzipiell müssen alle Selbstständigen kranken- und pflegeversichert sein. Im Gegensatz zu Angestellten, können sie frei entscheiden, ob sie eine gesetzliche oder private Krankenversicherung wünschen. In der Regel wird die Pflegeversicherung hiermit gekoppelt. Sind sie also bei der gesetzlichen Krankenversicherung, entscheiden sich viele Menschen auch für die gesetzliche Pflegeversicherung.
Bist du bei der privaten Krankenversicherung, ist die private Pflegeversicherung die naheliegende Wahl. Für Selbständige ist das jedoch kein Muss, sondern die beiden Versicherungen können auch entkoppelt und getrennt voneinander abgeschlossen werden. Eine Pflegepflichtversicherung brauchst du aber in jedem Fall.
Anders ist das bei der Pflegezusatzversicherung, die du freiwillig abschließt. Eine solche private Pflegezusatzversicherung kannst du auch in Kombination mit einer gesetzlichen Krankenversicherung abschließen. Unabhängig von der Krankenversicherung und sozialen Pflegeversicherung, bietet sie dir im Fall einer Pflegebedürftigkeit zusätzliche Leistungen. Hierbei kann es sich um ein Pflegegeld oder um Pflegesachleistungen handeln.
Warum und wie eine „Pflegelücke“ entsteht
Viele Menschen wähnen sich in finanzieller Sicherheit, weil sie privat krankenversichert sind oder über eine soziale Pflegeversicherung verfügen. Allerdings ist ihnen nicht bewusst, dass die Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung in der Praxis nur selten ausreichen.
Vor allem bei einer schweren Pflegebedürftigkeit im Pflegegrad 5, aber auch bei den Pflegegraden 1 bis 4 ohne vollstationäre Pflege, können hohe Kosten entstehen. Diese werden durch die Pflegeversicherung nicht vollständig übernommen – ganz gleich, ob diese gesetzlich oder privat ist. Du musst diesen Eigenanteil dann aus der eigenen Tasche bezahlen. Eine private Pflegezusatzversicherung springt hingegen für diese Finanzlücke ein, die auch als „Pflegelücke“ bezeichnet wird.
Wie funktioniert die Pflegezusatzversicherung?
Da es sich bei der privaten Pflegezusatzversicherung um eine private Absicherung handelt, hast du die Wahl zwischen vielen verschiedenen Anbietern und Tarifen. Dementsprechend groß sind die Unterschiede, wenn es um die Versicherungsleistungen und -bedingungen geht.
Prinzipiell zahlt eine Pflegezusatzversicherung, sobald eine Pflegebedürftigkeit und ein Pflegegrad festgestellt wurden. Der Versicherte hat daraufhin einen Anspruch auf gewisse Leistungen, die manchmal vom Pflegegrad abhängen. Der Pflegegrad 5 ist dabei der höchste Pflegegrad. Allerdings gibt es auch Zusatzversicherungen, die vom Pflegegrad unabhängig sind. Prinzipiell wird unterschieden zwischen drei Arten:
- Die Pflegerentenversicherung, bei der du eine Art der Lebensversicherung abschließt. Sobald eine Pflegebedürftigkeit festgestellt wird, erhältst du eine monatliche Pflegerente in der vereinbarten Höhe, die du zur freien Verwendung hast.
- Die Pflegekostenversicherung, die an deine private oder soziale Pflegeversicherung gekoppelt ist. Sie übernimmt die Kosten, die als „Pflegelücke“ entstehen, nachdem du die Leistungen der Pflegeversicherung bezogen hast. Bis zu welcher Höhe diese Kosten übernommen werden, hängt vom Versicherer ab. Die Pflegekostenversicherung bringt außerdem die Besonderheit mit sich, dass die Leistungen zweckgebunden sind, ebenso wie bei einer Krankenversicherung oder privaten Pflegeversicherung.
- Die Pflegetagegeldversicherung, welche unabhängig vom Pflegegrad als fixer Betrag ausgezahlt wird. Dieses Pflegegeld wird für jeden Tag bereitgestellt, an dem du pflegebedürftig bist, und darf frei verwendet werden. Beliebt ist die Variante aufgrund ihrer Förderfähigkeit durch den sogenannten Pflege-Bahr. Dieser Pflege-Bahr beschreibt einen staatlichen Zuschuss, wenn Personen eigenverantwortlich für den Pflegefall vorsorgen.
Welche Pflegezusatzversicherung sinnvoll ist, hängt also von verschiedenen Faktoren ab. Es empfiehlt sich ein Vergleich der Versicherungsarten, aber auch unterschiedlicher Anbieter und Tarife, um eine optimale Absicherung für Selbständige zu gewährleisten.
Zusammenfassung
- Die Krankenversicherung und Pflegeversicherung ist auch für Selbständige in Deutschland verpflichtend.
- In der Selbständigkeit kannst du frei entscheiden, ob du gesetzlich oder privat krankenversichert sein willst. Häufig wird die Pflegeversicherung daran gekoppelt, zum Beispiel die gesetzliche Pflegeversicherung an die gesetzliche Krankenversicherung. Ein Muss ist das jedoch nicht.
- Selbständige und Freiberufler genießen mehr Flexibilität bezüglich ihrer Pflegeversicherung.
- Eine private Zusatzversicherung ist sinnvoll, um die „Pflegelücke“ zu schließen. Sie wird privat abgeschlossen, auch bei einer gesetzlichen Pflegeversicherung, da es sich um eine freiwillige Vorsorge handelt.
- Unter gewissen Voraussetzungen wird diese private Vorsorge durch den Pflege-Bahr staatlich gefördert.
- Das gilt aber nur für eine von drei Arten der Pflegezusatzversicherung, die spezifische Vor- und Nachteile mit sich bringen.
Wann sollten Selbstständige eine Zusatzversicherung abschließen?
Wenn du dich selbstständig machst, sind die Versicherungen ein wichtiges Thema. Denn mehr als in einem Angestelltendasein, bist du dann für deine eigene Vorsorge verantwortlich. Zudem hast du gesetzliche Pflichten wie jene zur Kranken- und Pflegeversicherung. Die bereits geschilderte „Pflegelücke“ macht aber eine zusätzliche Pflegevorsorge notwendig.
Die Pflegezusatzversicherung ist dabei eine sinnvolle Lösung, jedoch nicht die einzige Option. Gleichzeitig hast du die Möglichkeit, anderweitig ein Vermögen aufzubauen, um im Fall der Fälle die Finanzlücke zu schließen. Jede Form der Geldanlage eignet sich hierfür, sofern das Geld bei Bedarf verfügbar ist – denn eine Pflegebedürftigkeit kann nicht nur in hohem Lebensalter, sondern jederzeit eintreten.
Als Faustregel gilt daher: Sofern du über ein ausreichend hohes Vermögen verfügst, um den Eigenanteil bei einer Pflegebedürftigkeit aus eigenen Mitteln zu bezahlen, ist eine Pflegezusatzversicherung nicht unbedingt notwendig. Es handelt sich dabei aber eher um eine Ausnahme als um die Regel, vor allem bei jüngeren Selbstständigen.
Die private Pflegezusatzversicherung ist daher für die meisten Freiberufler, Solo-Selbständigen etc. eine sinnvolle Ergänzung. Das gilt auch, wenn diese privat versichert sind – sei es nur bei der Pflege- oder auch bei der Krankenversicherung. Wenn du dich freiwillig versichern möchtest, ist es außerdem wichtig, dies in jungen Jahren zu tun. Sobald nämlich eine Vorerkrankung oder ein Pflegegrad besteht, ist der Versicherungsabschluss schwierig bis unmöglich.
Tipps für die Auswahl einer passenden Versicherung
Obwohl die Zusatzversicherung in den meisten Fällen eine gute Entscheidung ist, schrecken viele Menschen vor den hohen Kosten zurück. Denn eine private Absicherung für den Pflegefall ist vergleichsweise teuer. Vor allem selbstständig Arbeitende ohne sicheres Einkommen sind sich oft unsicher, ob sie sich diesen Versicherungsvertrag langfristig leisten können. Sie versuchen daher bei allen Policen zu sparen, die keine Pflichtversicherung darstellen.
Die monatlichen Kosten für eine Zusatzversicherung liegen meist im höheren zweistelligen Bereich. Beiträge auszusetzen ist nicht immer möglich. Für deine Entscheidung spielt deine (voraussichtliche) finanzielle Situation daher eine wichtige Rolle. Doch es sind noch weitere Faktoren relevant, um einen Versicherungsschutz zum bestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden:
- Höhe der monatlichen Beiträge
- Höhe der Absicherung
- Art der Absicherung
- Leistungen (Art der Pflege, Zweckgebundenheit, Höhe nach Pflegegrad etc.)
- Ambulante Pflegeleistungen
- Eventuelle Wartezeiten
- Rückwirkende Leistungen
- Beitragsfreistellung im Leistungsfall
Zudem sollte die Ergänzung zur Pflegeversicherung dir maximale Flexibilität bieten, beispielsweise die Option zum Aussetzen oder Erhöhen der monatlichen Beiträge, und sie muss die gesetzliche Pflegeversicherung komplettieren. Ziel ist also, dass du durch die private Versicherung nicht doppelt zahlst, sondern möglichst exakt die „Pflegelücke“ schließt.
Zusammenfassung
- Für fast jeden lohnt sich der Abschluss einer privaten Pflege-Zusatzversicherung – auch in der Selbstständigkeit.
- Das ungewisse Einkommen und die vergleichsweise hohen monatlichen Beträge wirken oft abschreckend.
- Wichtig ist, dass du sorgfältig kalkulierst, ob du dir die Versicherung jetzt sowie in Zukunft leisten kannst.
- Für Selbstständige, Freiberufler & Co ist es wichtig, einen Tarif mit maximaler Flexibilität auszuwählen.
- Neben den finanziellen Aspekten sind weitere Faktoren wie die Höhe und Art der Absicherung relevant.
- Durch einen Vergleich findest du das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
- Alternativ kannst du andere Vorsorgemaßnahmen für den Pflegefall treffen, zum Beispiel den Kauf einer altersgerechten Immobilie.
Nächste Schritte
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